Lebensqualität
Behandlung der

Neurodermitis

Die Häufigkeit und Dauer der Krankheitsschübe sowie die Ausprägung der Krankheitszeichen können stark variieren. Einige Patienten leiden über eine längere Zeit an schweren und ausgedehnten Ekzemen, was eine deutliche Minderung ihrer Lebensqualität zur Folge hat. Als besonders belastend empfinden Betroffene den oft unerträglichen und anhaltenden Juckreiz. Er löst einen kaum zu beherrschenden Kratzdrang aus und führt zu schlaflosen Nächten und Beeinträchtigungen des Alltags.

juck kratz kreislauf
Juck-Kratz-Kreislauf

Kratzen der Haut verschafft nur kurzfristige Linderung. Vielmehr fügt man der Haut Verletzungen zu, schädigt noch mehr die Hautbarriere und erhöht damit die Ekzembereitschaft und den Juckreiz.

In seltenen Fällen entwickeln Patienten mit chronischem Juckreiz eine Prurigo nodularis. Dabei handelt es sich um eine eigenständige entzündliche Hauterkrankung, die u. a. die juckende Haut von Neurodermitispatienten betreffen kann. Daneben gibt es einige weitere Erkrankungen, die zu chronischem Hautjucken führen und eine Prurigo nodularis auslösen können. Die Bezeichnung Prurigo nodularis kommt aus dem Lateinischen: „Prurigo“ bedeutet Jucken, „nodularis“ knötchenförmig. Damit ist das Krankheitsbild der Prurigo nodularis gut charakterisiert: An verschiedenen Hautstellen, meist an Rumpf und Gliedmaßen, treten stark juckende Papeln und Knötchen auf. Kratzen verstärkt die Knötchenbildung und führt zu Verletzungen und Narbenbildung.

Weitere Informationen zu Prurigo nodularis finden Sie in unserem Blog: Prurigo nodularis

Schweregrade der Erkrankung

Damit der Arzt die Therapie dem Krankheitsverlauf bestmöglich anpassen kann, muss er die Schwere der Neurodermitis beurteilen. Objektiv messbare Daten wie z. B. bestimmte Blutwerte gibt es dafür nicht, doch es stehen verschiedene Bewertungssysteme, sogenannte Scores, zur Verfügung, die eine qualifizierte Einordnung des Schweregrades ermöglichen. Im europäischen Raum wird am häufigsten der SCORAD (Scoring Atopic Dermatitis)-Index verwendet. Der Index berechnet sich über ein Punktesystem. Der Arzt vergibt Punkte für die Flächen der betroffenen Hautareale und bewertet die Intensität der Hautveränderungen anhand verschiedener Parameter. Außerdem werden die subjektiven Symptome Juckreiz und Schlaflosigkeit bewertet. Die maximale Punktzahl beträgt 103. Patienten, die eine Punktzahl über 50 erreichen, gelten als schwer erkrankt.

Ein anderer üblicher Index ist der EASI (Eczema Area and Severity Index). Hier wird der Körper in 4 Regionen aufgeteilt und für jede Region die Intensität der Hautveränderungen bewertet. Die flächenhafte Ausdehnung wird ebenfalls mit eingerechnet. Maximal sind 72 Punkte möglich. Gemäß der Schweregradeinteilung handelt es sich bei Werten ab 21,1 um eine schwer und ab Werten um 50 um eine sehr schwer ausgeprägte Neurodermitis.

Hautscores
  • SCORAD (Scoring Atopic Dermatitis)-Index: Gemessen werden die Parameter flächenhaftes Ausmaß, Intensität der Hautveränderungen, Juckreiz und Schlaflosigkeit. Maximale Punktzahl: 103.

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  • EASI (Eczema Area and Severity Index): Gemessen werden die Parameter flächenhaftes Ausmaß und Intensität der Hautveränderungen. Maximale Punktzahl: 72.

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Eingeschränkte Lebensqualität

Der durch die Hautscores ermittelte Schweregrad der Symptome sagt noch nicht alles über den Leidensdruck des Patienten aus. Auch weniger starke Ausprägungen können zu einer erheblichen Belastung werden. Denn die Krankheitszeichen beeinträchtigen den Betroffenen nicht nur körperlich, sondern wirken sich auch auf die Psyche, sein psychosoziales Empfinden und sein Verhalten im gesellschaftlichen Umfeld aus. All dies wird mit dem Begriff gesundheitsbezogene Lebensqualität (health related life quality, HRLQ) beschrieben.

Gesundheitsbezogene Lebensqualität

Die gesundheitsbezogene Lebensqualität wird durch mehrere Dimensionen des Wohlbefindens bestimmt. Das sind körperliche, emotionale, mentale, soziale sowie verhaltensbezogene Komponenten, die sich oft gegenseitig bedingen, sowie das Empfinden, am normalen Leben teilhaben zu können.

Bei Patienten mit mittelschwerer bis schwerer Neurodermitis ist die Lebensqualität deutlich beeinträchtigt:

  • Symptome wie Hautekzeme, nässende und schmerzende Wunden, Juckreiz und Schlafstörungen belasten erheblich das körperliche Wohlbefinden.
  • Zwei Drittel der Betroffenen leiden unter so heftigem Juckreiz und Schlafstörungen, dass ihre Konzentrations- und Leistungsfähigkeit sinkt.
  • Ob in Beruf, Schule oder Freizeit – schwere Neurodermitis kann viele Lebensbereiche beeinträchtigen.
  • Einige Patienten schämen sich aufgrund der Hautveränderungen und entwickeln ein geringes Selbstwertgefühl.
  • Häufig leiden Partnerschaft und Liebesleben. Betroffene tun sich schwer, normale Beziehungen aufzubauen und zu führen und ziehen sich aus dem sozialen Umfeld zurück.
  • Erwachsene Patienten leiden häufiger unter Angst und Depressionen.

Neben der Linderung der körperlichen Symptome ist es ein wesentliches Ziel der Therapie, eine anhaltende Verbesserung der gesundheitsbezogenen Lebensqualität zu erreichen. Was eine gute Lebensqualität ausmacht, empfindet jeder Mensch anders. Zudem geht jeder Patient ganz individuell mit seiner Erkrankung um. Um die verschiedenen Dimensionen der Lebensqualität für Hautpatienten erfassen zu können, wurden spezielle Erhebungsinstrumente entwickelt. Dazu gehören z. B. die Erhebung des Juckreizes und der Dermatologische Lebensqualitäts-Index (DLQI). Erhebungen zeigen, dass sich etwa ein Drittel der Patienten mit Neurodermitis schwer oder sehr schwer in der Lebensqualität eingeschränkt fühlt. Bei schwerer Neurodermitis ist die Lebensqualität ähnlich eingeschränkt wie bei einem Schlaganfall.

Die Erfassung der Lebensqualität ist für den Arzt nicht nur ein wichtiges Instrument zur Planung der Behandlungsstrategie, sondern auch zur Kontrolle des Therapieerfolges.

Lebensqualität von Hautpatienten
Handekzem© Ольга Тернавская - fotolia.com

Der DLQI-Fragebogen umfasst insgesamt 10 Fragen zu Symptomen, Gefühlen, täglichen Aktivitäten, Freizeit, Arbeit, Schule, persönlichen Beziehungen sowie Auswirkungen der Behandlung. Die Antworten des Patienten werden mit Punkten bewertet und addiert. Je höher der Gesamtwert, desto schlechter die Lebensqualität. Maximal kann ein Wert von 30 erreicht werden.

Die meisten Patienten mit schwerer Neurodermitis empfinden den starken, oft ganztägig anhaltenden Juckreiz als erhebliche Einschränkung ihrer Lebensqualität.

Aktuelle Pressemeldung

Gestresste Haut durch wechselnde Temperaturen

Mit Neurodermitis durch den Winter

Bonn, 06.12.23 Viele Patienten mit Neurodermitis leiden besonders im Winter an Ekzemen und Juckreiz. Insbesondere die wechselnden Temperaturen drinnen und draußen sind ein Stressfaktor für die ohnehin sehr empfindliche Haut und reizen sie zusätzlich. Durch konsequente Hautpflege gelingt es vielen Betroffenen, gut durch die kalte Jahreszeit zu kommen. Wer die Pflege vernachlässigt, riskiert häufige und langanhaltende Krankheitsschübe mit rissiger, entzündlicher Haut, die anfällig für Infektionen mit Bakterien und Pilzen ist. Kortison-Präparate sollten nur in Absprache mit dem Hautarzt eingesetzt werden.

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